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Channel: Katja Kemnitz – kwerfeldein – Magazin für Fotografie
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Augenblicke

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Ein Beitrag von: Jonas Hafner

Während meines Staatsexamens bekam ich als viertes Prüfungsfach Augenheilkunde zugelost. Zu dieser Zeit konnte man sich auf Facebook kaum noch vor Kirschblütenfotos retten. Mich dagegen starrten Hunderte mehr oder minder kranke Augen an. Als ich irgendwann das Lehrbuch zur Seite legte und betrübt zu meiner verstaubten Kamera sah, kam mir eine Idee.

Immer wieder hört man, dass Fotografen ein gutes Auge haben müssten. Viel wichtiger als eine gute Kamera sei dies. Doch wie sehen diese Augen eigentlich aus, die durch den Sucher blicken und die Welt auf eine ganz besondere Weise betrachten?

Im Juli hatte ich die Chance, dieser Frage auf den Grund zu gehen und die Augen vieler wunderbarer und talentierter Fotografen abzulichten, um schlussendlich ein kleines Gruppenbild zu basteln.

Eine der Teilnehmerinnen brachte mir extra ihre Makroringe zum Treffen mit, sodass ich mein Projekt umsetzen konnte, denn ein Makroobjektiv besitze ich leider nicht. Das Ganze war gar nicht so einfach und auch die Fotografen, die dieses Mal vor der Kamera standen, mussten sich ganz schön anstrengen, die Augen offen zu halten, während ich mit dem Objektiv so nah kam.

Nahaufname eines Auges

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

© Jonas Hafner

Ob sich die Augen von Fotografen nun von denen anderer Menschen unterscheiden, mag ich nicht zu beurteilen, jedoch verbinde ich mit jedem einzelnen Auge eine Person, die mir während des Treffens ans Herz gewachsen ist. Und zum ersten Mal habe ich wirklich das Gefühl, den richtigen Augenblick festgehalten zu haben.


Sommerzeit

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Der Sommer verabschiedet sich leise, aber rasch. Morgens ist es schon spürbar kälter und erste Eicheln liegen auf den Straßen. Was bleibt, sind die Erinnerungen an die warmen Tage, an denen wir leichtbekleidet durch die Wiesen und Felder spazierten oder am See ins Wasser sprangen, um uns danach von den warmen Sonnenstrahlen trocknen zu lassen.

Was bleibt, sind aber auch die Bilder, die wir gemacht haben, um unseren Erinnerungen ein wenig zu helfen. Die polnische Fotografin Izabela Urbaniak hat ganz atemberaubende Erinnerungen für sich und ihre Kinder geschaffen. Sie dokumentierte den Sommer in wunderbaren Bildern in sanftem Schwarzweiß und mit weichem Bokeh. Diese Fotos sind so schön, dass es zu schade wäre, sie für sich zu behalten. Sie erzählen von unbeschwerter Kindheit auf dem Land, Abenteuern und Freundschaften.

Aufgenommen hat Izabela die Fotos mit einer Canon 5D Mark III und den Objektiven 50mm f/1.4 und 85mm f/1.2. Ihr ist es wichtig, die Momente so einzufangen, wie sie passieren und nichts zu inszenieren.

Ein Junge und ein Hund sehen gemeinsam durch einen Zaun.

Ein Mädchen sitzt mit einer Katze auf einer Leiter. Ein anderes Kind steht unten und versucht, die Katze zu küssen.

Zwei Kinder am Rande eines Pools.

Kinderportrait im Maisfeld.

Zwei Kinder. Eines hält einen Welpen im Arm.

Ein Kind taucht Unterwasser.

Kinderportrait.

Zwei Kinder auf einem Strohballen.

Zwei Kinder springen ins Wasser.

Drei Kinder sitzen auf einem Steg.

Spiegelbild eines Mädchens an einem Steg.

Zwei Kinder an einem Steg.

Drei Kinder klettern auf einem Hochsitz.

Ein Portrait eines Mädchens mit einem Hund.

Ein Junge lässt eine Taube fliegen.

Eine Katze leckt sich die Pfote.

Ein Junge hockt im Stroh.

Zwei Kinder in der Hängematte.

Drei Kinder pflücken Äpfel.

Wenn Euch die Bilder genauso gut gefallen wie uns, besucht unbedingt die Webseite von Izabela. Folgen könnt Ihr ihr auch auf Facebook.

Einmal kulinarisch um die Welt

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Die Lebensmittelkarten wurden von Caitlin Levin und Henry Hargreaves erstellt und sind inspiriert von der Leidenschaft des Reisens. In ihrer Serie haben sie die typischen, kulturell wichtigen Nahrungsmittel der jeweiligen Länder undKontinente genommen und zu Landkarten geformt. Es ist eine spielerische Darstellung und ihre ganz eigene Interpretation der jeweiligen Esskultur.

Einen Ort durch das Essen, das man dort isst, zu erkunden, ist oft die Tür zur kulturellen Komplexität dieses Ortes. Wir wissen natürlich, dass die Tomate ursprünglich aus den Anden in Südamerika kommt, aber heute ist Italien König der Tomaten.

Diese Karten zeigen, wie unsere Nahrungsmittel um die Welt gereist sind – und schließlich zu einem Teil der kulturellen Identität neuer Orte wurde. Wer geht nach Frankreich, ohne Baguette und Käse zu essen? Und wer macht eine brasilianische Caipirinha ohne eine Handvoll Limetten?

Dieses Projekt spricht die Universalität an, mit der Essen die Menschen eint, uns zusammen bringt und Konversationen anregt – genau wie wir hoffen, dass es diese schönen Landkarten tun werden.

Karte von China aus Lebensmitteln

Karte von Frankreich aus Lebensmitteln

Karte von Afrika aus Lebensmitteln

Karte von Indien aus Lebensmitteln

Karte von Italien aus Lebensmitteln

Karte von Japan aus Lebensmitteln

Karte von Australien aus Lebensmitteln

Karte von Neuseeland aus Lebensmitteln

Karte von Südamerika aus Lebensmitteln

Karte von Großbritannien aus Lebensmitteln

Karte der USA aus Lebensmitteln

Henry Hargreaves und Caitlin Levin teilen nicht nur die Leidenschaft des Kochens und Reisens, sondern fotografieren beide unglaublich gern. Die Lebensmittelkarten sind nur eines ihrer Projekte. Mehr von den beiden findet Ihr auf ihrer Webseite. Die Typografie auf den Lebensmittelkarten stammt von Sarit Melmed.

Meer-Menschen

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Ich habe nie am Meer gelebt und habe daher keine Verbindung zu den Menschen der See. Mein Bild von ihnen formt sich aus Geschichten und Märchen und ist vielleicht voller Vorurteile. Ich sehe wettergegerbte Gesichter, tiefe Falten und wilde graue Haare. Ernste und ruhige Menschen stelle ich mir vor.

Ingo Gebhard bestätigt dieses Bild. Er wuchs auf der Nordeeinsel Wangerooge auf und fotografierte dort Landschaft und Menschen. Ob er für seine Portraits diese Charakterköpfe suchte, die so perfekt in mein Bild passen? Auf seinen Schwarzweiß-Fotos blicken mir sehr erste Gesichter entgegen. Zeichnet das Meer diese tiefen Furchen in die Haut der Älteren, lässt der harte Wind die Haare wild und unbändig werden?

Meer-Menschen

Gebhard zeigt in seinem Buch „Meer-Menschen“* Hafenmeister, Kapitäne, Seenotretter und Strandwärter. Aber auch die Künstler, Hoteliers, KFZ-Mechaniker und Blumenhändler. Obwohl die Portraits alle sehr nah und schwarzweiß sind, schafft Gebhard es, jeden Einzelnen individuell festzuhalten.

Dass er selbst am Meer aufwuchs, erleichterte die Suche nach passenden Modellen sehr. So konnte Gebhard den zur Zeit der Aufnahme bereits über 90-jährigen und schwerkranken Schiffsmaler Günther Schmidt portraitieren. Hin und wieder sieht man auch in sehr bekannte Gesichter, wie die des Komikers Otto Waalkes, des Polarforschers Arved Fuchs und des Einhand-Nonstop-Weltumseglers Wilfried Erdman.

Zwischen den Portraits finden sich Panoramen der Nordsee. Mal rauh und wild bei starkem Wellengang und Springflut, mal durch extreme Langzeitbelichtung von bis zu 60 Minuten scheinbar völlig ruhig, wie Eisflächen, auf denen man glaubt, wandeln zu können. Bei den Sturmbildern frage ich mich ernsthaft, wie Gebhard die Kamera noch ruhig halten konnte.

Die Kombination von Portraits und Landschaften wirkt sehr schön und ich habe beim Blättern im Buch nicht den Eindruck, dass die Fotos nicht zusammengehören. Ganz im Gegenteil: Sie unterstützen sich und erzählen zusammen die Geschichte der deutschen Küstenregion.

Langzeitbelichtung des Meeres

Es ist ein sehr persönliches Buch. Das wird nicht erst durch das Portrait von Gebhards Großmutter auf der letzten Seite deutlich. Das Meer ist die Heimat des Fotografen, auch wenn er im Alter von 20 Jahren nach Berlin zog, wo er heute als Fotograf arbeitet.

Der Bildband „Meer-Menschen“* ist einer der schönsten Schwarzweiß-Bände, die ich bisher gesehen habe. Er ist im Verlag Hatje Cantz erschienen und kostet neu 39,80 €. Das große Format von 31 x 31 cm gibt den rund 80 Bildern genügend Platz. Eingeleitet wird das Buch mit einen Vorwort von Nicolai Max Hahn.

Wer die Bilder einmal in groß an einer Wand sehen möchte, dem empfehlen wir eine kleine Reise nach Bremen. „Meer-Menschen“ wird dort vom 7. September bis zum 2. November 2014 im Hafenmuseum Speicher XI ausgestellt.

* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Ihr darüber etwas bestellt, erhält kwerfeldein eine kleine Provision, Ihr zahlt aber keinen Cent mehr.

Reiseführer durch die Welt von Hipstamatic

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Ein Beitrag von: Eric Rozen

Hipstamatic ist eine App für das iPhone, die sich stark an die analoge Fotografie anlehnt, mit mehreren Filmen und Linsen, die frei miteinander kombiniert werden können. Wie einige andere Apps kann man mit Hipstamatic nur fotografieren, aber keine vorhandenen Bilder nachbearbeiten.

Die Webseite Hipstography.com präsentiert Anwender, Film-Linse-Kombinationen und Tutorials, um die Bandbreite der Möglichkeiten dieser App aufzuzeigen. Ich sprach mit Eric Rozen, dem Gründer und Herausgeber von Hipstography, um mehr über das Phänomen Hipstamatic zu erfahren.

2010 tauchte eine kleine Kamera-App im schon damals dicht bevölkerten Fotografie-Segment des AppStores auf. Hipstamatic nannte sich die App und das Versprechen lautete: Digitale Fotografie sah noch nie so analog aus. Tatsächlich arbeitet Hipstamatic ähnlich wie eine echte analoge Kamera: Man wählt einen Film, dazu eine Linse, gegebenenfalls noch einen Aufsteckblitz und drückt ab. Das Bild wird entwickelt – glücklicherweise in wenigen Sekunden – und schon sieht man den immer quadratischen Abzug. Und dieser wird nie genau so aussehen, wie man es erwartet hat.

Ein Mann auf der Straße hält seinen Arm vor das Gesicht.

Heute gibt es Tausende von möglichen Linse-Film-Kombinationen, jeden Monat veröffentlicht das Unternehmen Hipstamatic eine neue Kombination, aber das elementare Prinzip ist gleich geblieben: Nach dem Auslösen kann man das Bild in der App nicht mehr verändern.

2013 jedoch erschien Oggl und damit kam die Möglichkeit, nachträglich Film und Linse eines bereits vorhandenen Bilds zu verändern und Oggl wurde auch für Windows Phone verfügbar. Oggl ist für eine neue Generation jüngerer Fotografen attraktiv, die die Freiheit, Bilder nachträglich zu verändern, sehr schätzen. Echte Hipstamatic-Anhänger bleiben der erprobten klassischen App jedoch weiter treu.

Eine Blume Ein kleiner Zweig mit Beere

Als Eric Rozen vor einigen Jahren Hipstamatic für sich entdeckte, wollte er keine andere Kamera mehr nutzen. Die ersten Schritte waren jedoch mühsam. Wie viele andere kämpfte auch er mit den Schrulligkeiten dieser App wie dem winzigen Sucher oder dem nur schwer einschätzbaren Verhalten mancher Filme oder Blitze.

Hipstamatic war langsam, es stürzte oft ab und riss zumindest das letzte geschossene Bild mit in den Orkus. Neue Filme und Linsen kosten bis heute meist extra, was viele als Geldschneiderei empfinden. Wer alle Filme und Linsen sein Eigen nennt, hat schnell über 20 € in die App investiert. Für jeden Fan gibt es einen Kritiker, der die Anwendung oder das Geschäftsmodell der Entwickler ablehnt.

Welche Linse-Film-Combo unter welcher Umgebungssituation funktioniert, ist eine andere Herausforderung. Eine wirklich erschöpfende Quelle zu dieser und anderen Fragestellungen rund um Hipstamatic gab es 2012 nicht und so entschloss sich Eric Rozen, hier mit einer eigenen Webseite Abhilfe zu schaffen. Ende 2012 ging Hipstography, wie er die Seite nannte, online. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit Eric über Hipstamatic, Hipstography und alles rund um seine Seite zu unterhalten.

Verschiedenfarbige Blätter.

Warum Hipstamatic? Viele halten die quadratischen Bildchen, die man mit Hipstamatic schießen kann, eher für Spielzeug-Bilder. Was ist für Dich das Besondere an daran?

Zuerst einmal ist Hipstamatic so ähnlich zum Fotografieren mit Film. Es gibt so viele Beschränkungen in der analogen Fotografie, an die wir gar nicht mehr denken, wenn wir moderne Digitalkameras nutzen und wenn ich mit Hipstamatic fotografiere, dann muss ich mich nur auf das Bild konzentrieren, die richtige Komposition, es gibt keinen Zoom, keine selektive Einstellung von Fokus und Belichtung, keinen echten Autofokus, nur den Sucher, die Linse und den Film.

Im Gegensatz zu digitalen Bildern haben Hipstamatic-Bilder von vornherein Charakter, sie transportieren eine intensive Stimmung, wenn man die zum Thema passende Combo wählt. Manchmal sind die Ergebnisse sehr überraschend, selten jedoch langweilig.

Ein Glas mit Knoblauch.Ein Glas mit Zitronen.

Zuletzt hat Hipstamatic Oggl eingeführt. Ist das der Anfang vom Ende für die klassische Hipstamatic-App?

Absolut nicht. Einerseits führt Oggl eine Reihe jüngerer Menschen an Hipstamatic heran, die Oggl wie eine Bildbearbeitungssoftware einsetzen. Man kann Oggl kreativ nutzen, keine Frage, aber Dinge wie die verschiedenen Blitze oder die Möglichkeit der Mehrfachbelichtung fehlen zumindest derzeit noch.

Natürlich ist es mit Oggl sehr einfach, Bilder gleichzeitig in mehreren sozialen Netzwerken zu posten. Ich selbst nutze Oggl manchmal, um verschiedene Combos auszuprobieren, um zu sehen, wie sie sich auf verschiedene Bilder auswirken. Aber wenn ich ernsthaft fotografiere, dann nutze ich immer die klassische Hipstamatic-App.

Ein Mann mit Sonnenbrille und roter Krawatte.

Vor Hipstography gab es ja schon die eine oder andere Webseite, die sich mit Hipstamatic beschäftigte, eine zeigte sogar alle möglichen Kombinationen von Linsen und Filmen, angewendet auf dasselbe Bild. Was ist Dein Ansatz, was war Deine Grundidee, Hipstography zu starten?

In erster Linie ist Hipstography mein ganz persönliches Projekt, von mir aus kann man es Hobby nennen. Es gibt keine Anzeigen, ich finanziere die Arbeitszeit und den Webserver aus eigener Tasche. Als ich anfing, mit Hipstamatic zu fotografieren, gab es nicht wirklich viele Informationen über die App und man musste sich alles im Internet zusammensuchen. Mit Hipstography versuche ich, die verschiedenen Besonderheiten der App zu erklären, wie die Blitze, Mehrfachbelichtungen, das Arbeiten bei wenig Licht usw.

Ich möchte zudem die Vielfalt der verschiedenen Combos darstellen. Ich versuche immer wieder, die Fotografen dazu zu bringen, Serien zu präsentieren, die mit einer einzigen Combo fotografiert wurden, um zu zeigen, wo diese Combo glänzen kann. Herausragende Fotografen mit ihren Portfolios zu präsentieren, ist mir ein weiteres Anliegen. Außerdem ist es immer wieder spannend, mit all diesen kreativen, talentierten Menschen in Kontakt zu kommen, sei es über das Internet oder auch persönlich auf einer meiner Reisen.

Auf Hipstography gibt es Seiten mit dem Foto des Tages, der Woche und des Monats, jeden Tag wird so die Vielfalt von Hipstamatic aufs Neue bewiesen. Ende 2013 rief ich dann die Hipstography Awards ins Leben. Bei diesem Wettbewerb werden die besten Portfolios, die besten Combos des vergangenen Jahrs, die beliebteste Linse, der beliebteste Film und die besten Einzelbilder prämiert. Eine Reihe bekannter Fotografen bildete die Jury und wir fanden herausragende Gewinner. Ende 2014 wird es daher die zweite Auflage der Awards geben.

Ein Mann fotografiert eine im Sand liegende Frau.Ein Mädchen springt ins Meer.

Du betonst, dass Hipstography zur Gänze Dein persönliches Projekt ist. Wie viel Zeit und Energie steckt man in den Aufbau so einer Seite? Als Außenstehender sieht das ja immer ganz reibungslos aus, läuft das denn immer so einfach nebenher?

Glücklicherweise erlaubt mir mein Beruf als Yoga- und Tanzlehrer, den Tag mit Hipstography zu verbringen, da ich erst in den Abendstunden unterrichte. Normalerweise investiere ich täglich acht bis zehn Stunden in Hipstography. Die Suche nach interessanten Bildern, die Kommunikation mit Fotografen, das Schreiben von Artikeln und natürlich das Administrieren der Seite selbst, die zudem noch zweisprachig ist, all das ist schon eine Herausforderung.

Bis auf einige Übersetzungen erledige ich das alles alleine, aber gerade die Zweisprachigkeit ist immer eine Herausforderung, auch technisch. Jeden Tag ein interessantes Bild zu bringen, eine Combo, dazu immer wieder die Portfolios ist schon eine Menge Arbeit und das funktioniert nur, weil ich wirklich liebe, was ich mache, ansonsten wäre die Doppelbelastung nicht auszuhalten.

Doppelbelichtung: ein Strommast und ein Mann.

Wo siehst Du, gerade unter diesem Aspekt, Hipstography denn in zwei bis drei Jahren? Gibt es Pläne, die Seite auf breitere Beine zu stellen?

Eventuell gibt es noch eine weitere Kategorie, noch nichts Spruchreifes, aber ich will noch mehr Inhalte bereitstellen. Nach wie vor möchte ich außerdem ohne Anzeigen auskommen, da diese einfach zu sehr vom Inhalt ablenken. Bezahlte Artikel kommen für mich auch nicht in Frage, auch weiterhin möchte ich möglichst unabhängig bleiben. Vielleicht finden sich jedoch Sponsoren, die die Seite auf wöchentlicher Basis unterstützen wollen.

Löffel und Messer mit Johannesbeeren. Zwei Tomaten zwischen einer Gabel.

Du fotografierst selbst intensiv und hast auch schon eigene Combos vorgestellt. Wie läuft die Auswahl Deiner eigenen Combos ab? Hast Du so viel Erfahrung, dass eine neue Combo auf Anhieb funktioniert oder gibt es da Rückschläge? Gab es jemals den Moment, in dem Du dachtest, Du kommst in Hipstamatic oder beim Fotografieren allgemein nicht mehr weiter?

Eigene Combos habe ich bisher nur selten vorgestellt. Normalerweise präsentiere ich andere Fotografen, wenn ich also eine eigene Combo vorstelle, muss sie entsprechend gleichwertig sein. Um eine neue Combo zu finden, gehe ich auf Reisen so vor: Kürzlich war ich in New York und nach der Ankunft habe ich 20 bis 30 verschiedene Combos probiert, um ein Gefühl für den Ort zu bekommen.

Ich sehe mir die Bilder dann auf einem größeren Display an, weil die Bildqualität dort einfach besser beurteilt werden kann. Bilder müssen für mich im Druck oder eben auf großen Displays gut aussehen. Ich halte das für ziemlich wesentlich und ich werde das in einem eigenen Artikel noch weiter vertiefen. Wenn ich auf dem Weg keine neue Combo finde, die gut passt, dann habe ich immer ein paar Combos, von denen ich weiß, dass sie in der jeweiligen Situation, z.B. auf der Straße, einfach passen.

So richtig in einem Tief habe ich mich daher noch nie befunden, es gibt immer meine bevorzugten Combos, mit denen ich zufrieden bin. Aber natürlich beginnt die Herausforderung mit dem Experimentieren, speziell, wenn man dann noch die Blitze dazunimmt.

Ein Junge mit Hut sieht in die Kamera

Gibt es denn, abgesehen von Hipstamatic, andere fotografische Projekte, die Du gern angehen würdest? Wie sieht es mit Fotografie auf Film aus?

Es ist tatsächlich so, dass ich, seit ich mit Hipstamatic fotografiere, keine andere Kamera mehr angerührt habe. Mit der Menge an möglichen Kombinationen fühle ich mich eigentlich mehr als gerüstet, um alles zu fotografieren, was mir begegnet. In absehbarer Zeit bleibt Hipstamatic meine einzige Kamera.

Wenn sich jemand mit Hipstamatic auseinandersetzen möchte, welche Tipps hast Du da auf Lager?

Es ist eigentlich immer das Gleiche: Mach Bilder. So viele, wie Du kannst. Probiere verschiedene Combos aus. Neben den kostenpflichtigen Paks gibt es manchmal auch kostenlose Paks, mit denen man auch ohne extra Kosten mehr Vielfalt bekommt. Schau Dir an, was andere Fotografen als Combo nutzen. Nutze Hipstography als Ausgangspunkt, schau in den diversen sozialen Foto-Netzwerken und finde Deinen eigenen Stil.

Wie können interessierte Fotografen ihre Bilder bei Hipstography ausstellen?

Wenn jemand eine Menge interessanter Bilder hat oder auch nur ein einzelnes interessantes Bild, dann kann er sich über meine Kontakt-Seite mit mir in Verbindung setzen. Besonders gern zeige ich Combos, die ich noch nicht vorgestellt habe, weiterhin Portfolios von Fotografen, die durchgängig sind, idealerweise benötige ich um die 30 Bilder, aus denen ich dann etwa 20 auswähle. Und natürlich interessieren mich immer die Geschichten hinter den Bildern!

Eric, vielen Dank für Deine Zeit!

Die Gewinnerin unserer Wacom-Aktion

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Ein Beitrag von: Charlotte Grimm

Am ersten Juli hatten wir zu einer großen Aktion gemeinsam mit Wacom aufgerufen. Für die Chance das Grafiktablett „Wacom Cintiq Companion“ zu gewinnen, solltet Ihr die Grenzen der Fotografie durchbrechen, kreativ werden und ein neues Projekt umsetzen.

Dass das Ganze sehr anspruchsvoll war, zeigte auch die geringe Beteiligung. Am Ende hatten wir nur sechs gültige Einreichungen, in die dafür aber sichtlich viel Arbeit und Leidenschaft hinein geflossen waren.

Wir freuen uns sehr, heute die Gewinnerserie „Satyros“ von Charlotte Grimm zu präsentieren. Sie hat mit ihrer herausragenden Arbeit eine Gesamtpunktzahl von 271 von 320 möglichen Punkten erreicht und darf sich nun über das tolle Wacom Cintiq Companion freuen.

Im Folgenden berichtet Euch Charlotte selbst von der Entstehung ihrer Serie, in der sie Fotografie, Malerei und Zeichnung miteinander verschmelzen ließ.

Drei Bilder auf der Staffelei voller Farbe.

Der Songtext (und seine Übersetzung) von Fauns „Satyros“, inspirierte mich maßgeblich zu dieser Serie. Das Stück gibt alten Mythen eine musikalische Form. Über Nymphen und Satyrn und ihre Bindung zueinander, gibt es viele Geschichten. Mich faszinieren in meinen Bilderwelten Mythen, Märchen und die Natur ganz besonders. Also lag es nicht fern, mich endlich an einer Umsetzung des Themas zu versuchen.

Es war klar, dass ich Gehörn und Ziegenbein nicht mit Tricksereien zaubern wollte. Durch meine Vergangenheit als Malerin – die Fotografie begleitet mich erst seit Anfang 2013 – sah ich in dem Thema eine hervorragende Chance, meine eingestaubte Staffelei wieder hervor zu holen und so meine beiden Leidenschaften miteinander zu verbinden.

Eine hervorragende Gelegenheit, zwei wundervolle, talentierte Modelle für meinen Plan zu finden, bot mir ein Flickr-Meetup mit 33 anderen Fotografen im Bayrischen Wald. Ich schleppte meine beiden Auserkorenen also am vorletzten Tag samt eines Töpfchens weißer Farbe und meines selbstgemachten Lendenschurzes in ein nahegelegenes Waldstück und führte sie, nachdem ich und sie begeistert mit der Farbe aufeinander herum gemalt hatten, in meine Ideen ein und bat sie, sich in die jeweiligen Rollen zu versetzen.

Bild auf der StaffeleiBild auf der Staffelei

Ich wollte nicht viele aktive Anweisungen machen, sondern die beiden möglichst natürlich miteinander interagieren lassen, sodass die gesamte Szenerie so ungestellt wie nur möglich wirkte. Glücklicherweise harmonierten Sam und Nikolas hervorragend miteinander, sodass mein Ausgangsmaterial bereits vielversprechend war.

Mein nächster Schritt bestand darin, die Bilder in annehmbarer Größe drucken zu lassen, um manuell auf ihnen arbeiten zu können. Aus Geldgründen überlegte ich zunächst, schlichtes mattes Fotopapier zu wählen. Nach einem Test auf kleineren Abzügen war ich dann allerdings schnell der Meinung, dass Hahnemühle-Papier doch deutlich besser dazu geeignet war, allein schon der Oberflächenstruktur und der größeren Formate wegen.

Ich bestellte mir also 30 x 40 Zentimeter große Drucke und verbrachte die Wartezeit damit, mir Gedanken darüber zu machen, welche Hornform ich meinem Satyr verpassen sollte, und wohin eigentlich meine Acrylfarben verschwunden waren.

Glücklicherweise hatte ich diese Probleme gelöst, als die Post mit meinen Drucken kam, und so konnte ich direkt anfangen – zunächst etwas planlos, indem ich mit grüner Acrylfarbe grobe Ideen skizzierte. Dieses Stadium der Kindergartenkrickelei kenne ich von früher noch zu Genüge. Egal, was ich jemals gemalt habe, am Anfang sah es immer aus, als wäre jemandem der Stift aus der Hand gefallen.

Foto mit grünen Farbflecken.

Dem Grün gesellten sich dann noch einige andere Farben hinzu, und so langsam wurde aus der ganzen Sache eine etwas klarer umrissene Idee. Ich arbeitete immer parallel an allen drei Bildern, um dadurch das Entstehen von größeren Farbunterschieden zu vermeiden.

Nach einer Weile fiel mir eher durch Zufall als geplant, ein Stück Kohle in die Hand, und da ich schon immer ein großer Fan von Kreiden und Kohlen und generell trockenen Zeichenmitteln zur Ergänzung der Malerei war, skizzierte ich wild drauf los und hatte mich schnell dazu entschieden, die Veteranen meiner übrig gebliebenen Pastellkreiden ebenfalls in den Bildern zu verewigen.

Nachdem ich die manuelle Bepinselung und Bekreidung für abgeschlossen befunden hatte, fotografierte ich die Bilder mit meiner DSLR ab, und setzte mich daran, den Endschliff an Kontrasten mit Lightroom zu verfeinern und außerdem das mittlere Bild in ein quadratisches Format zu setzen, weil ich fand, dass sich die Serie so als Tryptichon besser ansehen (und auch hängen) ließe.

Ein Mann als Satyr bemalt und eine Frau von erhöhter Perspektive aufgenommen.

Eine Frau mit tuch bekleidet streckt sich zu einem Satyr, der auf einer Erhöhung sitzt.

Wassernympfe und Satyr küssen sich.

Bewusst ließ ich an einigen Stellen unfertige Striche stehen, um so das Skizzenhafte zu bewahren, das Fabelhafte einer Begegnung aus dem Reich der Sagen und Legenden, eine Idee, ein flüchtiges Festhalten zu unterstreichen. Dem Satyr gab ich Ziegenbeine, Schwanz und Hörner.

Bei der Wassernymphe, der ich schon beim Shooting an sich zur behelfsmäßigen Illustration eines Baches ein langes Tuch umlegte, ergänzte ich auf dem zentralen Bild einen stilisierten Wasserlauf, der ihre Figur umschmeichelt und so ihre Herkunft kennzeichnet.

Mich hat allein die Möglichkeit sehr bereichert, dieses schon so lange geplante Vorhaben endlich – motiviert durch diesen Wettbewerb! – umsetzen zu können. Ich denke, ich werde künftig weitere Mischprojekte zwischen Fotografie und Malerei anstreben.

6. September 2014

Der morgendliche Blick aus dem Zelt

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Wer reiselustig und abenteuerlich ist, der kennt es sicher. Morgens im Zelt aufwachen und erst einmal den grandiosen Ausblick genießen. Wenn ein Tag so anfängt, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Oleg Grigoryev hat in seiner Reiseserie genau diese Erinnerungen festgehalten. Er teilt mit uns seinen Blick aus dem Zelt hinaus auf beeidruckende Landschaften.

Die Bilder sind gerahmt von den Wänden seines Zeltes. Unten im Foto sieht man seine Beine, die immer auch verraten, wie das Wetter und die Anstrengungen der letzten Tage waren. Denn einmal trägt er dicke Hosen und feste Wanderschuhe, ein anderes Mal ist er barfuß und ein Verband schützt seine Füße. Jedes der Bilder weckt aber nach einer kleinen Pause, um die Landschaften zu genießen, den Wunsch schnell weiter auf Erkundung zu gehen oder direkt in den benachbarten See zu springen.

Blick aus einem zelt heraus auf eine wunderschöne Landschaft mit See und Bergen.

Blick aus einem Zelt heraus auf einen Berg.

Blick aus einem zelt heraus auf ein Gebirge.

Blick aus einem Zelt heraus auf einen See und Berge.

Blick aus einem Zelt heraus auf ein Gebirge.

Blick aus einem zelt heraus auf einen See und Berge.

Blick aus einem Zelt heraus auf einen See und Berge.

Blick aus einem Zelt heraus auf ein Gebirge.

Blick aus einem Zelt heraus auf Berge.

Oleg arbeitet als Rechtsanwalt und als Fotojournalist in der Wohltätigkeitsstiftung „Progress“. Als Rechtsanwalt bietet er kostenlose Rechtshilfe für mittellose Menschen, darunter auch viele Roma. Als Fotojournalist, erstellt er Foto-Essays zu sozialen Fragen über das Leben von sozial benachteiligten Personengruppen.

Das Reisen ist für Oleg eine Art professionelles Hobby geworden, besonders angezogen fühlt er sich von Bergen.

Von dort bringe ich Emotionen mit, die ich versuche in meinen Fotos auszudrücken, um Leute zum Reisen zu animieren und nicht zu angepasst zu sein.


Dazwischen liegt Schönheit und Melancholie

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Tom Petkus’ Fotos sind fantastisch und schwer greifbar und sie faszinieren mich sehr. Er experimentiert vorrangig mit schwarzweißen Aufnahmen. Einige Effekte entstehen durch Doppelbelichtung, andere wiederrum kann ich nicht zuordnen. Aber es ist auch völlig egal, wenn die Motive einen packen und nicht mehr loslassen.

Mein liebstes Motiv ist das des alten Mannes, der mit geschlossenen Augen von einem Arm an der Wange gestreift wird. Es hat so etwas wunderbar Emotionales. Jedes seiner Bilder strahlt für mich eine ganz eigene Empfindsamkeit aus, fröhlich ist jedoch keines.

Mein Bestreben zur Fotografie begann nach einem herzzerreißendem Ereigniss in meinem Leben, welches mich Traurigkeit und Einsamkeit in einem völlig neuen Licht sehen ließ – nicht als etwas komplett Negatives, sondern vielmehr als fundamentale und fast notwendige Erfahrungen im Leben, die das genaue Gegenteil von Glück sind.

Diese Emotionen von Traurigkeit und Einsamkeit sind etwas, denke ich, das uns erlaubt zu realisieren was Glück wirklich ist und was es bedeutet. So gesehen, glaube ich, dass auch diese Emotionen eine gewisse Schönheit in sich bergen; etwas, das ich versuche in meinen Schwarzweiß-Portraits zu vermitteln.

Darüber hinaus, versuche ich Gedichte verschiedener Dichter in meine Bilder zu integrieren, die den Inhalt meiner Bilder erklären helfen.

Ein älterer Mann mit geschlossenen Augen. Ein Arm streichelt seine Wange.

Ein Mann im schwarzen Mantel steht im Wald neben einem Kreuz.

Eine Frauenportrait mit Blick auf Schulter und Haar.

Doppelbelichtung eines alten Mannes.

Eine Frau sitzt im Wasser und hebt ihren Arm.

Eine Frau schreit voller Wut.

Eine Statue vor Bäumen.

Ein Frauenrücken mit Tattoo.

Ein alter Mann am Tisch mit Kaffeetasse.

Ein Mann am Tisch sieht auf.

Eine Frau auf einem antikel Stuhl.

Eine Frau hält Stoff nach oben, so dass man nur einen Teil ihres Gesichts sieht.

Ein Vogelmann im hohen Gras.

Es gibt ein Leben und einen Tod und dazwischen liegt Schönheit und Melancholie. – Albert Camus

Tom Petkus stammt ursprünglich aus der kleinen Stadt Mazeikiai in Litauen und arbeitet momentan als Schwarzweiß-Fotograf in Großbritannien. Seine Arbeiten findet Ihr auf Facebook, Tumblr oder Flickr.

Der zweite Platz unserer Wacom-Aktion

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Ein Beitrag von: Philipp Arnold

Philipp Arnold hat mit seiner Serie „Photon“ bei unserer Aktion mit Wacom den zweiten Platz erreicht. Und da es viel zu schade wäre, diese tolle Arbeit in der Schublade verschwinden zu lassen, haben wir uns entschlossen auch sie auf Kwerfeldein zu zeigen.

Den ersten Platz bei unserer Aktion gewann Charlotte Grimm. Ihren Bericht findet Ihr hier. Im Folgenden berichtet nun auch Philipp von der Entstehung seiner Fotoarbeit.

Eine leuchtende Kugel im Gestrüpp.

„Persönliches Neuland betreten, etwas ausprobieren“ und „die üblichen Grenzen der Fotografie sprengen“, hieß es im Wettbewerbsaufruf. Witzigerweise hat bei mir alles völlig ohne Kamera angefangen; ich arbeitete zunächst mehr mit 3D Renderings und Photoshop.

Seitdem bewege ich mich mit meiner Fotografie aber recht konsequent in die entgegengesetzte Richtung. Die ganzen Werkzeuge und Medien verlieren stetig an Bedeutung, wenn ich fotografiere. Ich beschränke mich immer mehr allein auf die Möglichkeiten meiner Kamera. Diese Konsequenz will ich nicht unterbrechen, sondern weiter voran bringen.

Leuchtende Kugeln zwischen Bäumen.

Ein durchdachtes, ein geplantes Konzept umzusetzen, nicht mehr nur loszuziehen und einfach zu machen. Orte gezielt aussuchen, das Bild planen und die dazu passende Technik einpacken. Natürlich entwickelt sich ein Konzept im Laufe der Arbeit immer noch weiter, aber das war für mich schonmal ein großer Schritt nach vorn.

Hier in Kaiserslautern umgibt uns der Wald. Mit den Hunden bin ich jeden Tag dort. Jetzt wollte ich ihn auch mal in meinen Fotos einsetzen. Als mir dann noch ein Papierlampion quasi über den Weg rollte, stand meine Grundidee fest: ich wollte leuchtende Kugeln im Wald fotografieren.

Leuchtende Kugeln auf dem Waldboden verteilt.

Das Umgebungslicht sollte sich mit dem Kunstlicht mischen und eine unnatürliche Lichtsituation schaffen. Eigenartig und mystisch, aber nicht bedrohlich, sollte es sein. Im Laufe der Zeit spann ich die Idee immer weiter und versuchte eine Geschichte oder, nennen wir es vielleicht einen Handlungsbogen, für den Betrachter zu finden.

Die entstandenen Bilder zeigen nun leuchtende Sphären auf dem Boden, die aussehen, wie heruntergefallene Früchte. Fremd und doch vertraut wirken sie, wie sie da zwischen Blättern, Gras und Heidelbeeren liegen.

Leuchtende Kugeln bilden einen Pfad.

Dann werden daraus kleine Spuren, Pfade. Wie Fußabdrücke reihen sie sich aneinander und laden uns ein ihnen durch die Bäume zu folgen, als wollte der Wald uns etwas zeigen, uns ein Geheimnis offenbaren.

Wir folgen dem Pfad, an dessen Ende die Lösung wartet. An den Stämmen und zwischen den Wurzeln wild wachsender Bäume entsteht Licht. Es sammelt sich, wie Tau auf Blättern, zwischen den Stämmen und in den Hohlräumen bis diese überlaufen und es vom Baum herunterfließt oder abtropft.

Leuchtende Kugeln zwischen Baumgabeln.

Neben Papierlampions in verschiedenen Größen brauchte ich Licht, Licht und nochmals Licht. Da ich vor Ort natürlich keinen Strom haben würde und auch kein kleines Vermögen ausgeben konnte, stöberte ich auf ebay nach Blitzgeräten aus analogen Zeiten. Diese lassen sich zwar nicht regeln, noch bieten sie sonst irgendwelchen technischen Komfort, doch sie blitzen und das sollte genügen. Bis ich alle ersteigert hatte und sie eingetrudelt waren, verging etwas Zeit.

Für die erste Aufnahme verteilte ich sieben Lampions im Bild, hatte aber nur vier Blitze. So musste ich nach dem ersten Foto schnell drei Geräte umbauen bevor sich das Umgebungslicht wieder änderte.

Die Aufnahmen überbledete ich dann in Photoshop per Maske und Pinsel. Ansonsten beschränkte sich die Nachbearbeitung auf Lightroom. Ich passte die Tonwerte an, stellte die Lichter schön warm und die Schatten ein bisschen kühler, bog die Gradationskurve noch etwas zurecht, wendete die Objektivkorrektur an – fertig.

Leuchtende Kugeln in einer Baumgabel.

Neben den Blitzgeräten verwendete ich noch ein entsprechendes Sortiment an Funkauslösern und Akkus, außerdem Tüten, um die Geräte vor Feuchtigkeit zu schützen, sowie etwas Werkzeug zum Aufräumen und Befestigen.

Glücklicherweise ließen sich die Lampions auch ohne Hammer, Nägel und Zange gut in Position bringen, sodass ich etwas Gewicht sparen konnte. Dafür war ich wirklich sehr dankbar, denn ich musste ein schönes Stück laufen, um zu dem Ort meiner Wahl zu gelangen.

Das nötige Equipment für die Fotoserie.

Nicht zu vergessen das „Übliche“: Kamera und Stativ. Beim Objektiv entschied ich mich für eine 35mm Festbrennweite. Damit das Bild noch etwas mehr Räumlichkeit bekommt als bei 50mm oder einem leichten Teleobjektiv. Außerdem kam mir die hohe Lichtstärke am Abend sehr entgegen und natürlich die Freistellungsmöglichkeiten um den Hintergrund gegebenenfalls etwas zu beruhigen. Für alle Fälle hatte ich aber auch noch mein Standardzoomobjektiv dabei.

Dieser Wettbewerb war genau die Motivation, die ich brauchte um all die Schritte in Angriff zu nehmen. Im Rahmen der Zeit kreativ mit dem umzugehen, was ich hatte, war die Herausforderung, der ich mich gestellt habe.

Plastik-Pazifik

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Auf den ersten Blick sind es spannende Wesen, Tiere Unterwasser, die in Schwärmen durch das klare Blau ziehen. Auf den zweiten Blick erkennt man aber, dass es sich um Müll handelt – kunstvoll arrangierten Plastikmüll. Die Australierin Kim Preston hat eine ästhetische Serie erschaffen, um zum Nachdenken anzuregen und auf ein sehr ernstes Problem aufmerksam zu machen.

Wenn anstelle von Fischen Plastiktüten, statt Quallen Badehauben durch die Meere schwimmen und Strohhalme und Gummihandschuhe die großen Korallenriffe ersetzen, ist es längst zu spät. Diese düstere Zukunftsvision zeigt die Fotoserie „Plastic Pacific“ von Kim Preston. Die Idee zu dieser Serie kam ihr auf Reisen durch Südost-Asien.

Plastiktüten im Meer

Auf einer kleinen Insel in Indonesien, erinnere ich mich, gab es diese riesigen Berge im Landesinneren aus Plastikflaschen, Beuteln und kaputten Plastikstühlen, welche die Rasenflächen und Straßen der Wohngegenden bedeckten. Ich wusste, dass das alles irgendwo hin muss und das dieses Wohin oft das Meer ist.

Ich reise, um zu entdecken, aber das machte mir auch das ganze Ausmaß meiner eigenen Schuld an diesem Problem bewusst. Ich wollte, ohne Panikmache zu betreiben, etwas erschaffen, das den Betrachter zu der selben Erkenntnis führt.

Plastiktüte treibt im Wasser.Badehauben im Wasser.

Täglich werden wir mit unnützem Plastikmüll konfrontiert. Im Supermarkt laufen wir an in Folie verpackten Bio-Bananen vorbei, kaufen Produkte, die doppelt und dreifach verpackt wurden und bekommen an der Kasse eine Tragetüte in die Hand gedrückt, die auf dem Heimweg schon kaputt geht und direkt in der Tonne landet. Kim macht das traurig.

Diese übertriebene Nutzung von Kunststoffen als Verpackung von Konsumgütern ist eine tägliche Quelle der Frustration für mich. So vieles davon ist völlig unnötig, aber die Folgen unserer Verschwendung sind enorm. Ich glaube, dass wir in den westlichen Gesellschaften (und darüber hinaus) zu selbstgefällig sind und dass, wir die wahren Ergebnisse unserer Handlungen in der Art, wie wir unseren Müll sammeln, nicht sehen.

Strohhalme im Wasser.

Technisch entstand die Serie mit einfachsten Mitteln. Kim fotografierte sie in ihrem Hinterhof mit einer Nikon D5000, einem 85mm f/1.8 Nikkor-Objektiv, einem Nikon SB600 Blitzgerät und einer Softbox. Die Objekte hingen von einem Kleiderständer mit verlängertem Arm und als Hintergrund diente ein blauer Stoff. Angelschnur und starkes Gewebe-Klebeband kamen zum Einsatz.

Ursprünglich wollte Kim die Serie Unterwasser in einem großen Aquarium fotografieren, aber ihr geringes Budget zwang sie kreativ zu werden. Nachträglich fügte sie dem blauen Hintergrund in Photoshop noch künstliche Pinselstriche hinzu, um die Illusion von Wasser zu erzeugen.

Einkaufstüten Im Wasser.

Wenn meine Serie jemanden zum Nachdenken anregt und zu Veränderungen veranlasst, wäre es fantastisch. Aber ich denke es ist wichtig, dass die Menschen von selbst darauf kommen. Ich möchte nicht predigen, geschweige denn vorschreiben, was zu tun ist.

14. September 2014

Durchschnittene Zeit

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Welche Zeit ist perfekt für ein Bild? Welches Licht wirkt besser: Sonnenauf- oder -untergang? Richard Silver umgeht dieses Fotografen-Problem in seiner Serie „Time Sliced“ und fotografiert berühmte Gebäude, wie die Hagia Sophia, die Statuen der Osterinseln oder das Olympiastadion in Beijing einfach bei jeder Lichtsituation und fügt die Bilder dann zu einem Foto zusammen.

Seine Bilder wurden auf der ganzen Welt aufgenommen: In Peking, Istanbul, London, Warschau, Singapur, Shanghai, Goa, Dubai, in Italien und auf der Osterinsel. Sie alle wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren aufgenommen und Richard sucht weiter nach neuen Motiven.

Für jedes Foto benötigt er etwa anderthalb Stunden. Etwa 45 Minuten vor Sonnenauf- oder -untergang beginnt er mit der Aufnahme der Bilder, setzt sie während Sonnenauf- oder -untergang und beendet sie etwa eine halbe Stunde danach. Die Nachbearbeitung dauert eine Stunde pro Bild.

Er fotografiert meistens mit einer Nikon D800 und dem Objektiv f/2.8 24 – 70 mm von Nikon. Für die Aufnahmen nutzt er ein Stativ sowie einen Fernauslöser. Dieser gibt ihm die Freiheit, sich ein wenig vor Ort bewegen zu können und vermeidet Vibrationen beim Auslösen.

Nationalstadion in Peking

Kolosseum in Rom

Hagia Sophia in Istanbul

Die Houses of Parliament in London

Marina Bay Sands in Singapur

Der Mailänder Dom

Pudong in Shanghai

Gateway of India

Ahu Tongariki auf der Osterinsel

Triest

Venedig

Die Idee für dieses Projekt stammt vom Konzept für ein Buch, für das Richard ikonische Gebäude in New York auf ähnliche Weise aufnahm. Aus dem Buch wurde aus finanziellen Gründen nichts, aber die Idee inspirierte ihn und er trug sie hinaus in die Welt.

Mehr Arbeiten von Richard Silver findet Ihr auf seiner Webseite, oder Ihr folgt ihm auf Twitter.

Kolosse

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Bei den Begriffen „Koloss“ und „Statue“ denke ich an historische Denkmäler, an Griechenland und Ägypten und vergangene Epochen. Dass diese Bauwerke aber keineswegs der Vergangenheit angehören, zeigt die Fotoserie „Colosses“ des französischen Fotografen Fabrice Fouillet. Um die neuen Standbilder zu dokumentieren, reiste er einmal um die Welt.

In den 90er Jahren brach eine wahre Statuenmanie aus und besonders in Asien entstanden viele neue Denkmäler. Die höchste Statue der Welt wird momentan in Indien gebaut. Mit 182 m wird sie fast doppelt so hoch wie die Freiheitsstatue in New York. Sie soll den Politiker und Gründungsvater des Landes Sardar Vallabhbhai Patel ehren. Millionen von Dollar werden in das Projekt investiert. Die bis zur Fertigstellung höchste Statue ist der 128 m hohe Buddha in der chinesischen Provinz Henan.

Die Serie „Colosses“ ist eine Studie über die Landschaften, die diese monumentalen Denkmäler umgeben. Auch, wenn die gewaltige Größe wirkungsvoll, berauschend, gar bezaubernd ist, war ich zuerst von dem Bedürfnis der Menschen fasziniert, solch gigantische Manifeste zu errichten. Dann fragte ich mich, wie solche „Werke“ mit ihrer Umgebung in Verbindung gebracht werden könnten. Wie passen Sie sich trotz ihrer überhöhten Ausmaße und ihrer grundlegend symbolischen und traditionellen Funktion in die Landschaft ein?

Deshalb entschied ich mich, die Statuen von einem Standpunkt außerhalb ihrer offiziellen touristischen oder religiösen Umgebung zu fotografieren, um einen losgelösteren Blick darauf zu begünstigen. Diese Loslösung bot einen weitreichenderen Blick über die Landschaft und eine zeitgemäßere Verortung der Monumente.

Dai-Kannon Statue

Dai-Kannon Statue in Sendai, Japan. 100m hoch, gebaut 1991.

Mutter-Heimat-Statue

Mutter-Heimat-Statue in Kiew, Ukraine. 62 m hoch, gebaut 1981.

Monumentalstatue von Mao Zedong

Monumentalstatue von Mao Zedong in Changsha, China. 32m hoch, gebaut 2009.

Segnender Christus

Segnender Christus in Manado, Indonesien. 30m hoch, gebaut 2007.

Monument der afrikanischen Renaissance

Monument der afrikanischen Renaissance in Dakar, Senegal. 49m hoch, gebaut 2010.

Kannon Statue

Kannon Statue in Takasaki, Japan. 42m hoch, gebaut 1936.

Guan Yu Statue

Guan Yu Statue in Yuncheng, China, 80m hoch, gebaut 2010.

Atatürk Maske Izmir

Atatürk Maske in Izmir, Türkei. 40m hoch, gebaut 2010.

Den Fotografen Fabrice Fouillet stellen wir heute nicht das erste Mal im Magazin vor. 2013 schrieb er für uns bereits über seine Serie „Corpus Christi“. Weitere Arbeiten von Fabrice findet Ihr auf seiner Webseite.

browserFruits September, Ausgabe 3

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Viele waren vielleicht in dieser Woche in Köln zur Fotomesse oder sind es sogar noch. Für alle Zuhausgebliebenen gibt es heute unsere browserFruits, die ganz unabsichtlich absolut photokinafrei geblieben sind. Vielleicht gibt es ja nächste Woche spannende Berichte und interessante Technikartikel, die dieses Mal noch nicht bis zu uns vorgedrungen ist. Wenn Ihr etwas habt, schreibt uns gern.

 

Fotospecial: Alleen

Flickr

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Deutschsprachig

• Wenn sich Verlage in der Google-Bildersuche bedienen, kann es schon einmal passieren, dass auf dem Cover eines Mathebuchs eine Pornodarstellerin landet.

• Eine Fotoserie über verfallene Diskotheken: Ruinen des Größenwahns.

• Bon Prix hat gemeinsam mit dem Fotografen Wolfgang Armbruster ein kostenloses E-Book zum Thema Modefotografie zusammengestellt. Hier finden sich viele Informationen zu den Grundlagen und einige Tipps für Fortgeschrittene.

• Der Kriegsfotograf Christoph Bangert (Ihr erinnert Euch vielleicht an das Buch „War Porn“) berichtet auf Zeit Online rückblickend über seine Erfahrungen im Irak, die er bei seinem ersten Auftrag für die New York Times gemacht hat.

• Wir bekommen einfach nicht genug von Cinemagrafien. Dieses Mal von Julien Douvier.

• Der Radiosender WDR2 hatte am vergangenen Montag den Fotografen Jim Rakete zu Gast. Das (ohne Musikunterbrechungen) einstündige Interview könnt Ihr auf der Webseite des Senders anhören und herunterladen.

 

International

• Der brasilianische Illustrator Rafael Mantesso verbindet Bilder seines Hundes mit Zeichnungen – mit sehr lustigen Resultaten.

• Flickr hat seine Top 20 unter 20 gewählt. Darunter sind einige beeindruckende junge Talente – und für regelmäßige kwerfeldein-Leser auch alte Bekannte.

• Die Fotos der Serie „Death Valley“ von Jordan Sullivan zeigen minimalistische Landschaftsaufnahmen, die ihre besondere Wirkung vor allem als Serie erst richt entfalten.

• Der Fotograf Jérémie Souteyrat hat ausgefallene Einfamilienhäuser in Tokio fotografiert.

• Genug Platz für 864 Millionen Bananen – Wired zeigt Bilder vom Bau eines gigantischen Containerschiffs.

Martin Parr kennt Ihr sicher. Nein? Seine kuriosen Fotografien der britischen Arbeiterklasse werden hier auf Konbini vorgestellt – und ausführlich kommentiert.

• Alt, günstig und knackscharf: Petapixel hat eine tolle Auflistung mit (relativ) unbekannten Objektiven von Canon, die für den kleinen Geldbeutel große Leistung versprechen.

• Der Fotograf Wang Yuanling zeigt wunderbare Fotos aus den ländlichen Gebieten Chinas. Sie sind stille Zeugen einer schwindenden Welt.

• Sehr kreative Skulpturen aus Lebensmitteln haben wir bei Fubiz entdeckt.

 

Neuerscheinungen und Tipps vom Foto-Büchermarkt

Buchtipps

• Die Gesellschaft Deutscher Tierfotografen sucht jedes Jahr in einem Wettbewerb die Naturfotografen des Jahres. Aus diesem Wettbewerb entsteht auch jedes Jahr ein Buch. Darin enthalten die Gewinnerbilder mit einem Text zu deren Entstehung. „Europäischer Naturfotograf des Jahres“* von 2013 kostet 20 €.

„Unsere schöne, zerbrechliche Welt“* von Peter Essick. Es enthält unterschiedliche Fotoserien von einigen der schönsten Plätze dieser Erde und dokumentiert die großen Umweltprobleme unserer Zeit. Jedes Foto wird durch einen Text über die Entstehung des Bildes, Essicks persönlichen fotografischen Erfahrungsbericht sowie durch recherchierte Informationen zu den dazugehörigen National-Geographic-Artikeln ergänzt. Die gebunde Ausgabe kostet 32,95 €.

 

Wettbewerbe

„KameraKinder“ ist ein Wettbewerb für alle Kinder von 6 bis 12 Jahren, die in Nordrhein-Westfalen leben.

 

Zitat der Woche

Ich fotografiere, um herauszufinden, wie etwas aussieht, wenn es fotografiert wurde.

Gary Winogrand -

Mehr Zitate

 

Videos

Ein Film über den Fotografen Jim Rakete. Danke an Julia für den Hinweis.

 

Selbstportraits für Anfänger. Eine kleine Anleitung.

 

* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Ihr darüber etwas bestellt, erhält kwerfeldein eine kleine Provision, Ihr bezahlt aber keinen Cent mehr.


21. September 2014

Astronomie-Fotograf des Jahres 2014

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Der Wettbewerb „Astronomie-Fotograf des Jahres“ wird vom Royal Observatory Greenwich und vom BBC Sky at Night Magazine organisiert und läuft bereits das sechste Jahr in Folge. Im Jahr 2014 mit einer Rekordzahl von Teilnehmern: Es gab 2500 Einreichungen aus 51 Ländern.

Die Zahlen zeigen auch, wie spannend und beliebt das Feld der Astrofotografie ist und wie es durch immer bessere Technik für mehr Menschen möglich ist, unglaubliche Ergebnisse zu erzielen.

Die Gewinnerbilder, Zweitplatzierte und Nominierte werden im Royal Observatory Astronomiezentrum in Greenwich noch bis zum 22. Februar 2015 ausgestellt. Der Eintritt ist frei. Ich denke, das sind Fotos, die erst im großen Format richtig wirken. Also, solltet Ihr eine Reise nach London geplant haben, schließt unbedingt auch das Astronomiezentrum in Eure Pläne mit ein. Für alle die es nicht nach London schaffen, gibt es auch das Buch „Astronomy Photographer of the Year: Collection 3“* mit den Fotos des Wettbewerbs.

Im Folgenden präsentieren wir Euch die Erstplatzierten jeder Kategorie. Um auch die Zweitplazierten und Nominierten zu sehen, schaut doch auf des Webseite des Royal Observatory vorbei. Und wenn Ihr selbst Astrofotografie betreibt: Auch im nächsten Jahr wird ein neuer Wettbewerb starten.

Polarlichter über einer Gletscherlagune

Polarlichter über einer Gletscherlagune © James Woodend (Großbritannien) – Gewinner der Kategorie „Erde und Weltall“ und Gesamtsieger.

Leuchtend grüne Polarlichter, aufgenommen in Islands Nationalpark Vatnajökull, werden fast symmetrisch im Gletschersee Jökulsárlón reflektiert. Das Fehlen von Wind und Strömung erzeugt auf dieser geschützten Lagunenszene einen fesselnden Spiegeleffekt und gibt das Gefühl von völliger Stille. Trotzdem zeigt es überraschend viel Bewegung, da die Kurven der Polarlichter von den veränderlichen Kräften des Erdmagnetfeldes geformt werden.

Über einer felsigen Landschaft ein Meer aus Sternen.

Coastal Stairways © Chris Murphy (Neuseeland) – Sir-Patrick-Moore-Preis für den besten Newcomer.

Felsformationen im Bezirk Wairarapa in Neuseeland schaffen einen krassen Vordergrund und Kontrast zu den scheinbar tanzenden staubigen Wolken der Milchstraße. Keine Lichtverschmutzung und eine klare, frische Nacht boten dem Fotografen eine fantastische Gelegenheit für dieses schöne Bild.

Pferdekopfnebel

Pferdekopfnebel (IC 434) © Bill Snyder (USA) – Gewinner der Kategorie „Tiefe des Weltalls“.

Der Pferdekopfnebel ist eines der am meisten fotografierten Objekte am Nachthimmel, aber dieses Bild zeigt ihn in einem ganz neuen Licht. Der Fotograf lenkt das Auge hinunter zu der aufsteigenden und gefalteten Landschaft aus Gas und Staub an seiner Basis, anstatt sich ausschließlich auf die Silhouette des Pferdekopfes zu konzentrieren. Snyder bezieht auch den blauen, hohlraumartigen Bereich an der unteren linken Seite des Pferdekopfs mit ein, in dessen Mitte einen heller Stern steht.

Ein Mensch auf einem Felsen, umringt von einer Sonnenfinsternis.

Hybrid Solar Eclipse © Eugen Kamenew (Deutschland). Gewinner der Kategorie „Mensch und Weltall“.

Sonne und Mond versinken zusammen hinter dem Horizont der kenianischen Savanne, wo ein Mann auf einem Felsen von der Verfinsterung, in der die Silhouette des Mondes vor der grellen Sonnenscheibe zu sehen ist, umrahmt wird. Dieses seltene Beispiel einer hybriden Sonnenfinsternis fand im November 2013 statt und begann als ringförmige Sonnenfinsternis, bei der der Mond nicht vollständig die Sonne blockierte, sodass ein heller Ring unbedeckt blieb.

Im Verlauf wurde die Sonnenfinsternis total und bedeckte die Sonne völlig. Zum Ende der Finsternis trat die Sonne wieder hinter dem Mond hervor und es entstand diese atemberaubende Sichelform. Das Foto ist auch Kamenews Hommage an seinen Freund Geoffrey Lowa, der als Reiseleiter und Fotomodell für diese Aufnahme geplant war, aber leider einige Tage zuvor getötet wurde.

Galaxie NGC 3718

NGC 3718 © Mark Hanson (USA). Gewinner der Kategorie „Roboter-Teleskop“.

Aufgenommen von der Ranch Hidalgo in Animas, New Mexiko. NGC 3718 liegt im Sternbild Großer Bär und ist als eine besondere Balkenspiralgalaxie bekannt. Gravitative Wechselwirkung mit seinen Nachbarn in der Nähe von NGC 3729 (die Spiralgalaxie unten links) sind der wahrscheinlichste Grund für die verzogenen Spiralarme der Galaxie, während eine dunkle Staubsträhne sich um das Zentrum wickelt.

Die Oberfläche Sonne in Großaufnahme.

Ripples in a Pond © Alexandra Hart (Großbritannien) – Gewinner der Kategorie „Unser Sonnensystem“.

Die brodelnde Oberfläche der Sonne spannt sich in dieser bewegenden Aufnahme unter uns auf, die den Umfang und die Gewalt unseres Sterns vermittelt. Die Region der Sonnenaktivität auf der linken Seite würde in ihrer Größe die Erde mehrfach einschließen. Die äußeren Schichten der Sonne verhalten sich optisch wie eine Flüssigkeit, wie der Bildtitel bereits andeutet, und werden ständig gedreht und durch intensive Magnetkräfte verzogen.

Pferdekopfnebel

Pferdekopfnebel (IC 434) The Horsehead Nebula (IC 434) © Shishir & Shashank Dholakia (USA) – Gewinner der Kategorie „Junger Astronomie Fotograf des Jahres“.

Dieses Bild stellt deutlich das bekannte rote Glühen hinter dem Pferdekopfnebel dar, produziert von Wasserstoffgas, das sich durch benachbarte Sterne ionisiert. Das Foto stellt die Wolke aus hochkonzentriertem Staub innerhalb des Pferdekopfs ins Zentrum, der eine Silhouette gegen das rote Glühen wirft und viel von dem dahinterliegenden Licht blockt.

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr und die neuen, beeindruckenden Fotos aus einer Welt, die uns durch Lichtverschmutzung gerade in Großstädten so sehr verschlossen bleibt. Bis dahin schaut in Greenwich vorbei, persönlich oder zumindest virtuell.

* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Ihr darüber etwas bestellt, erhält kwerfeldein eine kleine Provision, Ihr zahlt aber keinen Cent mehr.

Eure Photokina-Erlebnisse

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Jetzt häufen sich die Berichte über die gerade vergangene Fotomesse „Photokina“ auf den Blogs und Magazinen. Gefühlt war jeder zweite Fotograf vom 16. bis 21. September in Köln und ich möchte hier gern diese vielen verschiedenen Erfahrungen sammeln.

Deshalb würde ich mich freuen, wenn Ihr in den Kommentaren von Euren Photokinaerlebnissen berichtet. Ob Ihr nur einen Tag zu Besuch wart oder die gesamten sechs Tage mitgenommen habt, ob Ihr völlig begeistert seid oder die Photokina nie wieder sehen wollt – Erzählt von Euren Erlebnissen. Und um einen Einstieg zu schaffen, folgt nun zunächst mein eigener Bericht für Euch.

Ich sehe die Photokina grundsätzlich nicht ganz unkritisch, aber da ich in Bonn lebe und meine Anfahrt kaum der Rede wert ist, gehe ich doch alle zwei Jahre zumindest für einen Tag zur Messe. So auch dieses Jahr. Relativ unvorbereitet und ohne direkte Ziele fuhr ich am Donnerstag, den 18. September also Richtung Köln.

Im Vorfeld habe ich meine Witze gemacht, dass man mit dem Stichwort „Photokina“ in der Google-Bildersuche einen eher fragwürdigen Eindruck der Veranstaltung bekommt und kann sagen, dass ich an meinem Besuchstag zum Glück keine halbnackten Modelle sehen musste, die sonst gern als Testobjekte für die angepriesenen Kameras auf die Bühne gestellt werden.

Ganz im Gegenteil lief ich zunächst an einem kleinen Workshop von Calvin Hollywood vorbei, der dort einen ganz normal gekleideten Mann portraitierte und das Publikum mit einige Witzen, aber durchaus informativ unterhielt.

Schon in den letzten Jahren haben mich die kleinen Stände immer mehr angezogen als die großen Shows und so lief ich langsam durch die Hallen, schnappte mir bei Wacom einen großartigen Cupcake und hielt nach interessanten Dingen Ausschau.

Eines meiner kleinen Ziele war der Stand von Impossible, denn dort hatte man im Vorfeld angekündigt, einen Techniker vor Ort zu haben, der Sofortbildkameras kostenfrei repariert und ich habe ein Sorgenkind: Eine Polaroid 680. Er hätte sie auch ohne Weiteres repariert, aber das Problem meiner Kamera war leider kein kleines, sodass ich sie erst am nächsten Tag wieder hätte abholen können.

So begnügte ich mich damit, fasziniert die aufgeschraubten SX-70 zu betrachten und den Mann mit 40-jähriger Berufserfahrung bei seiner Passion zu beobachten.

Bei meinem nächsten Ziel wurde ich leider etwas enttäuscht. Der sonst so große und beeindruckende Stand von Lomography war nun gut versteckt in Halle 9 zwischen vielen anderen und um ein Vielfaches kleiner als gewohnt. Das tolle Petzval-Objektiv konnte ich mir hier dennoch ansehen, ebenso wie die Ende des Jahres erscheinende Lomo Instant.

Als meine Füße langsam nach Pause riefen, stellte ich fest, bisher kein einziges Foto gemacht zu haben. Überall liefen die Leute mit ihren umgehängten Kameras herum und es blitzte hier und da recht wild. Aber ich sah für mich einfach kein Motiv. Die Geräuschkulisse, die Wärme, meine schmerzenden Füße – das alles erzeugte in mir wenig Lust zum Fotografieren.

Zum Schluss sah ich mir noch einige der Ausstellungen an, wie den Deutschen Jugendfotopreis. Aber meine Aufmerksamkeitsspanne war leider schon stark gesunken und ich merkte, dass ich den Bildern gar nicht mehr gerecht werden konnte.

Insgesamt war es dennoch ein gelungener Tag. Einige nette Gespräche und zufällige Wiedersehen haben für mich dabei eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Nächstes Mal dann vielleicht lieber doch zwei Tage und ein bisschen mehr Planung, aber auf jeden Fall wieder.

Wart Ihr auch auf der Messe? Berichtet von Euren Erfahrungen und verlinkt auch sehr gern auf Eure Blogbeiträge, ich freue mich über neue Anregungen und Tipps für das nächste Mal.

Düstere Stadtlandschaften

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Streetfotografie ist eigentlich nicht mein Genre und dennoch blieb ich bei den Bildern des gebürtigen Italieners Andrzej Pilichowski-Ragno hängen. Diese düsteren Schwarzweiß-Fotos mit harten Kontrasten faszinieren mich. Überall gibt es etwas zu entdecken und die Bilder erzählen kleine, dunkle Geschichten.

Andrzej lebt und arbeitet seit vielen Jahren in der polnischen Stadt Krakau. Hier ist er sehr erfolgreich mit seinen „Stadtlandschaften“, wie er sie nennt. Nach seinem Studium der Fotografie wurde er Mitglied der ZPAF, einer renommierten Vereinigung der polnischen Kunstfotografen und stellte seine Fotos in vielen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen aus. Seine Bilder sind eine Mischung aus Streetfotografie und Sozialdokumentation. Er selbst beschreibt seine Fotografien wie folgt:

Es ist sehr schwer für mich, zu erklären, von was meine Fotografien handeln. Letztendlich bin ich einfach von Stadtlandschaften fasziniert. Keine bestimmte Stadt, sondern eine nicht vorhandene Stadt oder eher eine Stadt, die nur in meiner Fantasie existiert.

Ein Bauarbeiter steht am Bildrand. Im Hinterdung eine große Werbeanzeige.

Eine aufgebahrte Leiche im Glassarg.

Eine Frau läuft schnell an drei Schaufensterpuppen vorbei.

In einem Schaufenster tanzen ausgestopfte Ratten miteinander.

Eine Stoffeule auf einem Mülleimer

Ein als Hase verkleideter Mann.Eine Hand greift um die Türe.

Das Bild eines Löwen halb verdeckt.

Ein Schrank voller ausgestopfter Tiere.

Zwei Kinder spielen in einem langen Flur.

Eine Baustelle.

Ein Pferd wird dressiert. Im Hintergrund das Meer.

Ein Mädchen im weißen Kleid umklammert die Beine einer Erwachsenen.

Eine Frau auf einer Treppe.

Ein Ballon an einer Leine.

Mehr Bilder von Andrzej findet Ihr auf seiner Webseite. Folgen könnt Ihr ihm auch auf Facebook.

28. September 2014

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